26 Tiere kamen bei einem Brand im Karlsruher Zoo ums Leben. Vier Elefanten, zwei Flusspferde und 70 Flamingos konnten von Feuerwehrleuten und Tierpflegern gerettet werden.

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Brand im Karlsruher Zoo: Flusspferde und Elefanten konnten noch rechtzeitig vor den Flammen gerettet werden. 26 Tiere aus dem Streichelzoo wie Alpakas oder Esel kamen bei dem Brand ums Leben.

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Brand im Karlsruhe Zoo: 26 Tiere sterben - coole Elefanten, hysterische Flusspferde, 70 Flamingos ins Freie getragen

KARLSRUHE. Ein Großbrand im Karlsruher Zoo hat am frühen Samstagmorgen enormen Schaden angerichtet. Durch das Feuer kamen nach ersten vorläufigen Angaben der Zooverwaltung 26 Tiere des Streichelgeheges ums Leben. In einer dramatischen Rettungsaktion konnten die ebenfalls von dem Brand betroffenen verstörten Elefanten und Flusspferde aus dem Elefantenhaus nach draußen geführt und in Sicherheit gebracht werden. Auch 70 Flamingos mussten ins Freie getragen. Die Löscharbeiten der Feuerwehr dauerten den ganzen Vormittag an.

{element}Gegen 4 Uhr wurden Feuerwehr und Polizei durch zahlreiche Notrufe über das Feuer im Bereich der Tiergartenbrücke informiert. Beim Eintreffen der ersten Kräfte standen die von den Tieren des Streichelgeheges genutzten Holzunterkünfte bereits in Vollbrand. Durch den starken Wind angefacht, breiteten sich die Flammen rasch auch auf das angrenzende Elefantenhaus aus. Zusammen mit der wenige Minuten nach Brandausbruch vor Ort befindlichen Leiterin des Zoos, Gisela von Hegel, und weiteren alarmierten Tierpflegern konnte die Feuerwehr die akut von den Flammen bedrohten vier Elefanten und zwei Flusspferde in das Freigehege führen.

{element}Diese kamen nach derzeitigem Stand mit dem Schrecken davon und blieben offenbar unverletzt. In den Unterkünften des Streichelzoos befanden sich Walachenschafe, Afrikanische Zwergziegen, Alpakas, Shetlandponys sowie Sardische Zwergesel, die allesamt durch das Feuer getötet wurden. Lediglich die Tauben des Haustiergartens konnten sich selbst in Sicherheit bringen.

{element}«Das Feuer strich den Elefanten schon über den Kopf. Es war eine Rettung buchstäblich in letzter Sekunde», beschrieb Feuerwehrchef Roland Goertz die dramatische Rettungsaktion.

{element}Für die 26 Tiere im Streichelzoo kam hingegen jede Hilfe zu spät. Als die Feuerwehr eintraf, standen die Holzgehege lichterloh in Flammen. «Es war schon totenstill hier», so Goertz. Die Alpakas, Zwergziegen, Shetland-Ponys, Zwergesel und Schafe kamen im Feuer um - vermutlich erstickten sie im Rauch, bevor sie verbrannten. Getötet wurde auch ein Alpaka-Baby, das erst vergangene Woche geboren wurde. «Unser ganzer Haustiergarten ist komplett weg», sagte Zoochefin Gisela von Hegel mit Tränen in den Augen. «Ich bin geschockt.»

Die Dickhäuter wurden vorläufig im Außengehege untergebracht und haben es unterschiedlich aufgenommen. «Die Elefanten nehmen es cool», sagte Hegel. Die teils schon betagten Elefantendamen Rani, Shanti, Ilona und Jenny ließen sich ohne Problem herausführen und standen am Samstagmorgen friedlich bei milden Temperaturen über 16 Grad im Freien. Auch die Flamingos nahmen es gelassen.

Die beiden Flusspferde reagierten hingegen verstört. «Sie waren total in Panik», erzählte die Zoodirektorin. Um die Tiere aus dem Gebäude zu bewegen, musste ihr Wasser im Bassin abgelassen werden. Erst das Plätschern vom einlaufenden Wasser im Außenbecken konnte sie ein wenig beruhigen.

Im Elefantenhaus konnte der Bereich der Flusspferde von den mehr als 100 vor Ort befindlichen Feuerwehrkräften weitgehend gerettet werden. Der Aufenthaltsbereich der Elefanten wurde allerdings stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Ettlinger Straße wurde für die Lösch- und Rettungskräfte in Fahrtrichtung Süden gesperrt. Ebenso ist die Tiergartenbrücke für den Fußgängerverkehr gesperrt. 

Am späten Morgen endlich hatten an die 100 Feuerwehrleute die Flammen unter Kontrolle. Immer wieder löschten sie vom aufgerissenen Dach aus Glutnester. Brandgeruch lag über dem ansonsten ungewöhnlich stillen Tiergarten. Ein Raub der Flammen wurde auch der Taubenschlag auf dem Dach des Streichelzoos. Die Tauben selbst konnten sich retten und saßen auf dem verkohlten Dach.

Das Ausmaß des Schadens war zunächst unklar. Erste Schätzungen reichten bis in die Hunderttausende. Große Teile des Elefantenhauses wurden stark beschädigt, während der Flusspferdbereich weitgehend erhalten blieb. Letzterer sollte am Samstag entraucht und die Wände gereinigt werden. Zoochefin Hegel beabsichtigte, die Flusspferde am nächsten Tag wieder ins Haus zu bringen.

Die Elefanten müssen hingegen zunächst draußen bleiben. «Bis Mittwoch ist mildes Wetter angesagt», sagte Hegel. Bis dahin hofft sie, ist auch das Heim von Rani, Shanti, Ilona und Jenny zumindest provisorisch wieder zu bewohnen.

Die Ursache des Feuers war zunächst unklar. «Wir ermitteln nach allen Richtungen», sagte ein Polizeisprecher. Ein Sachverständiger ist vor Ort. 1984 war bei einem Brand im Karlsruher Zoo-Restaurant ein Schaden von etwa einer Million Mark (rund 500 000 Euro) entstanden. Damals war es Brandstiftung.

Der Zoo, der zusammen mit dem Stadtgarten eine «grüne Lunge» in Karlsruhe bildet, blieb am Samstag geschlossen. «Wegen Großbrandes bleiben die Kassen vorerst geschlossen», hieß es auf Schildern. Die Nachricht, dass auch die Ponys im Feuer umkamen, traf ein Ehepaar am Eingang völlig unerwartet. «Zu denen wollten wir gerade», sagte die Frau. Schon am Sonntag wollte Hegel den Zoo aber wieder öffnen.

Karlsruhes Oberbürgermeister Heinz Fenrich (CDU) ist zwar froh, dass eine größere Katastrophe verhindert wurde, zeigte sich aber tief betroffen: «Dass ist gerade der Bereich, der bei Kindern so beliebt ist. Für uns ist das ein ganz schlimmes Ereignis.» Ob die Stadt wieder einen neuen Streichelzoo aufbauen kann, weiß er nicht.

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