Mapal WWS ist auf der Wilferdinger Höhe ansässig. Foto: IG Metall Pforzheim
Wirtschaft
Autozulieferer hat Probleme: Mapal WWS will in Pforzheim 101 Stellen abbauen
  • Lothar Neff

Pforzheim. Der Maschinenbauer Mapal WWS streicht jede fünfte der 1800 Stellen am Stammsitz in Aalen. Vom massiven Personalabbau in der Mapal Gruppe ist auch der Standort Pforzheim betroffen. Zukunftssicherheit bei Mapal WWS sei nur durch eine solche Kapazitätsanpassung zu gewährleisten, teilte die Geschäftsleitung am Donnerstag auf Anfrage der PZ mit. So sollen in der Goldstadt „sozialverträglich 101 Stellen abgebaut werden“.

In den vergangenen Jahren sei die Pforzheimer WWS als Mitglied der Mapal Gruppe stetig gewachsen. Diese habe kräftig in das Kompetenzzentrum für PKD-Werkzeuge in der Goldstadt investiert. Seit dem zweiten Halbjahr 2019 jedoch habe sich der Aufwärtstrend umgekehrt. „Die Rahmenbedingungen haben sich massiv verändert. On top traf 2020 das Corona-Virus die Industrie empfindlich. Auch die Mapal Gruppe und damit WWS kommen nicht schadlos durch die Krise.“

Seit jeher seien Mapal und auch das Tochterunternehmen WWS eng mit der Automobilindustrie verbunden. „Entsprechend stark ist der Einfluss der Branche auf das Unternehmen. Bereits seit 2018 hat die Automobilindustrie mit sinkenden Absatzzahlen an PKW zu kämpfen.“ Das lag zum einen an weltweiten Themen wie dem Brexit, dem Dieselskandal, Handelskonflikten und politischen Instabilitäten. Zum anderen an der Frage der Mobilität der Zukunft, dem Wandel hin zu alternativen Antriebskonzepten, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Mapal WWS kündigte deshalb laut IG Metall den Abbau von 101 Stellen und die Streichung des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes für zwei Jahre an. Die Gewerkschaft fordert dagegen den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und verweist auf gültige Tarifverträge. „In den Jahren des Booms waren die qualifizierten und hochengagierten Beschäftigten die Grundlage für den lang anhaltenden Erfolg von Mapal WWS. Jetzt sollen 101 Kolleginnen und Kollegen zum Dank in die Arbeitslosigkeit geschickt werden?“, sagt Eduard Dokter, Betriebsratsvorsitzender von Mapal WWS. Das Unternehmen sei seit dem Jahr 2013 Mitglied im Arbeitgeberverband Südwestmetall. Damit gelten dort für alle IG Metall Mitglieder die Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie.

„Tarifverträge gelten in guten wie in schlechten Zeiten“, stellt erste Bevollmächtigte der IG Metall Pforzheim, Liane Papaioannou, klar. Das Urlaubs- und Weihnachtsgeld könne der Arbeitgeber nur absenken, wenn er dazu einen Ergänzungstarifvertrag mit der IG Metall abschließt. In der Regel erfolge dies über einen sogenannten Beschäftigungssicherungstarifvertrag, der den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen vorsieht. Ein solcher Tarifvertrag komme nur zustande, wenn die Mehrheit der IG Metall Mitglieder bei Mapal WWS dem zustimmt. Doch eine rote Linie sei schon jetzt klar: Es werde keinen Ergänzungstarifvertrag geben, wenn der Arbeitgeber auf betriebsbedingte Kündigungen besteht.

Mit Mapal WWS ist der Namen Werner Stief untrennbar verbunden. Der Pforzheimer gründete 1980 die Firma WWS. Der Selfmade-Unternehmer erkannte die Qualität von PKD – einem künstlichen Diamanten – für die Beschichtung von Schneidwerkzeugen. Werner Stief starb im April 2018 im Alter von 75 Jahren.

Die Mapal Gruppe beschäftigt weltweit 5500 Mitarbeiter, 3600 in Deutschland und 520 in Pforzheim.

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