Auf Ballhöhe: Brutale Gewalt an Schiris nimmt zu.

Seibel
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Auf Ballhöhe: Brutale Gewalt an Schiris nimmt zu

„Die Schmerzen lassen langsam nach“, sagt Mirnes Tubic. Der Abwehrspieler des Landesligisten SV Kickers Pforzheim liegt im Zimmer 217 der Arcus-Sportklinik – recht entspannt, obwohl er sich vor drei Tagen beim Spiel gegen die Sportfreunde Feldrennach eine schwere Verletzung zugezogen hat.

Nach einem Kopfballduell landete sein Gegenspieler ohne Absicht auf seinem linken Fuß, so dass der Anblick – der Fuß stand im rechten Winkel ab – nichts für schwache Nerven war. Das Spiel wurde abgebrochen (die PZ berichtete).

An das, was im Krankenwagen wenig später auf dem Weg ins Städtische Klinikum ablief, kann sich der 26-jährige Abwehrspieler nicht mehr erinnern. „Die haben mich betäubt und den Fuß dann eingerenkt“, weiß Tubic nur noch, der sich am Dienstag vom „Städtischen“ in die Arcus-Klinik verlegen ließ. Eine Magnetresonanztomografie (MRT) ergab schließlich: Gebrochen ist nichts, nur alle Bänder sind ab. „Die Ärzte haben selten so eine schwere Verletzung gesehen“, erzählt Tubic, der seiner Meinung nach noch „Glück im Unglück“ gehabt habe. Denn eine Operation steht erst einmal nicht an. Die Bänder sollen von alleine wieder zusammenwachsen. Vier Wochen darf der Abwehrspieler deshalb den Fuß nicht belasten. Sportverbot mindestens ein halbes Jahr.

Bitter für den Sportstudenten, der zwar glücklicherweise keine praktischen Kurse mehr belegen muss, da er kurz vor dem Abschluss steht, doch als Sportverrückter kaum still stehen kann. Eine dicke Kunststoffschiene am linken Fuß bremst den Bosnier jetzt erst einmal aus, bevor es in die Reha geht. „Seitdem ich in Deutschland bin, werde ich irgendwie vom Pech verfolgt“, seufzt der verletzungsanfällige Fußballer mit einem leichten Grinsen im Gesicht. 2007 kam der groß gewachsene Defensiv-Spezialist (1,90 Meter) vom bosnischen Drittligisten Bosna Kalesija nach Pforzheim. In der Saison 2008/09 heuerte er beim 1. FC Pforzheim an, hatte dort aber aufgrund eines Haarrisses im Knochen und eines Mittelfußbruches kaum Einsätze. 2009/10 wechselte er zum A-Ligisten FC Eutingen, wo er sich ebenfalls mit kleineren Wehwechen immer wieder herumplagte. Nach einer Achillessehnen-Entzündung war er nun bei den Kickers diese Saison wieder gut drauf – jetzt das. Doch Tubic ist keiner, der aufgibt. „Tuba“ wie er von seinen Mitspielern genannt wird, packt sein Kämpferherz aus: „Ich komme wieder“, verspricht er. „Mit den Kickers habe ich noch viel vor.“

Brutale Gewalt an Schiris nimmt zu

Immer öfter werden Schiedsrichter in Deutschland bei Amateurspielen brutal von Spielern oder Zuschauern attackiert. Im Fußballkreis Rhein-Erft schlugen kürzlich Unbekannte den Unparteiischen nach einer Kreisligabegegnung in der Kabine zusammen. Vor ein paar Wochen streckte in der Landesliga-Partie Medizin Friedrichshain – TSV Helgoland des Berliner Fußball-Verbandes ein Spieler nach einer Roten Karte den Schiedsrichter Gerald Bothe auf dem Platz nieder. Der 51-Jährige entkam nur knapp dem Tod. Nach dem Faustschlag ins Gesicht verschluckte er die Zunge und war eine halbe Stunde bewusstlos. Die Diagnose im Krankenhaus: Zwei Blutungen im Gehirn. Noch heute sieht der Schiedsrichter von Hertha BSC doppelt.

Brutale Angriffe auf Schiedsrichter – gibt’s die auch im Badischen Fußballverband (BFV)? „Mir ist nichts bekannt“, sagt Christian Eiffler, der beim BFV für den Spielbetrieb zuständig ist. Spielabbrüche gäbe es zwar immer wieder, aber vorwiegend wegen schwerer Verletzungen oder weil Zuschauer aneinandergeraten. Pöbeleien gegenüber Schiedsrichter gäbe es jedoch an jedem Wochenende, weiß Jörg Augenstein. Und: „Die Beleidigungen werden immer schlimmer, die Zuschauer immer aggressiver. Teilweise wird man 80. Minuten lang auf das Übelste beschimpft und die Spieler lassen sich davon natürlich beeinflussen“, weiß der Schiedsrichterobmann vom Fußballkreis Pforzheim. „Da stehen Zuschauer am Spielfeldrand mit hochrotem Kopf, die kurz vorm Herzinfarkt stehen“, erzählt Augenstein.

Die aggressive Stimmung rund um den Fußballplatz hat auch schon seine Konsequenzen. Im Fußballkreis geht die Zahl von Schiedsrichtern zurück und viele talentierte Nachwuchskräfte würden die Finger von der Pfeife lassen, so Augenstein, der von einem „Schiedsrichtermangel“ spricht. „Wenn bei uns einige Leute ausfallen, muss man mit Spielabsagen rechnen.“

Rund 100 Unparteiische im Alter von zwölf bis 65 Jahren zählt der Fußballkreis Pforzheim derzeit. Augenstein selbst pfeift seit 13 Jahren. Seit fünf Jahren ist er Schiedsrichter-Obmann. Körperlich attackiert wurde er seitdem allerdings noch nie. „Gott sei dank“, atmet Augenstein auf, der hofft, dass seine Kollegen im Badischen Fußballverband weiterhin von bösen Attacken verschont bleiben.

Ein Dietlinger in Ellmendingen

Auf der Suche nach einem Nachfolger von Klaus Kerler ist die TuS Ellmendingen fündig geworden. Heute Abend wir zum ersten Mal Holger Balmer (Foto) das Training beim A-Ligisten leiten. Das bestätigte gestern Tobias Augenstein. „Wir hatten vier Kandidaten in der engeren Auswahl, Holger Balmer hatte ein überzeugendes Konzept“, so der TuS-Spielleiter. Angeblich soll auch Rudi Herzog ein Kandidat gewesen sein. „Ich wollte unbedingt wieder als Cheftrainer arbeiten. Ellmendingen ist auf mich zugekommen“, sagt Balmer. Der 47-Jährige war zuletzt Spielleiter des FC Dietlingen und Co-Trainer von Adrian Zündel. Davor half er nach dem Abgang von Walter Götz als Interimstrainer aus. Zuvor trainierte er die A-Junioren des SV Büchenbronn. Als Jugendleiter wird er beim FCD weiter tätig sein. Dass Balmer vom Ortsrivalen Dietlingen nach Ellmendingen wechselt, stört bei der TuS niemanden. „Damit haben wir kein Problem“, so Augenstein. Und Balmer? „Ich muss mir wahrscheinlich einiges anhören, aber da muss ich durch“, so der Coach.

Tolle Nachbarn aufm Buckenberg

Auf dem Spielfeld sind sie in der Kreisliga Konkurrenten, doch in der Not hilfsbereite, nette Nachbarn. Seit Wochen kann der Trainings- und Spielbetrieb aller Jugendmannschaften des FSV Buckenberg nur durch das großzügige Entgegenkommen des FC Fatihspor aufrechterhalten werden. Durch die notwendige Sperrung des Kunstrasenplatzes durch die Stadt Pforzheim ist der FSV auf den Platz und vor allem auf die Flutlichtanlage von Fatihspor angewiesen, da der Rasenplatz des FSV Buckenberg keine Flutlichtanlage hat.

Zwei bis drei Verbandsspiele finden zurzeit wöchentlich auf dem Sportplatz von Fatihspor statt. Weiterhin auch noch Trainingseinheiten von Jugendmannschaften des FSV Buckenberg. Dies ist für den Rasenplatz von Fatihspor eine große Belastung und um so mehr ist der Buckenberg dankbar, dass Fatihspor dem FSV diese sportliche Nachbarschaftshilfe zukommen lässt. Laut einer Pressemitteilung hoffen alle Vereinsmitglieder des FSV Buckenberg, dass die Stadt Pforzheim bald den Startschuss für den neu geplanten Kunstrasen gibt.

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