Zwölf Stunden am Stück malochen die Arbeiter im Tunnel – und das alles im Zwei-Schicht-Betrieb. Foto: Lorch-Gerstenmaier
Pforzheim
Arlinger-Tunnel vor dem Durchbruch: So ist der Stand in der Tiefe
  • Olaf Lorch-Gerstenmaier

Pforzheim. „Das ist der Sprengnebel – riecht Ihr’s?“, fragt Daniel Herold und lenkt den VW-Bus immer tiefer in den Arlinger-Tunnel. Herold ist der stellvertretende Projektleiter der Arbeitsgemeinschaft Östu-Stettin und Jägerbau. In ein paar Stunden wird er Feierabend haben, nach Österreich, in seine Heimat, fahren und in fünf Tagen wieder zurückkehren an seinen aktuellen Arbeitsplatz zwischen Dietlinger Straße und Enztal.

Kurz die Maske unter die Nase gezogen, geschnuppert: Der Stoff, mit dem Material aus dem später einmal 50 Meter langen Entlüftungstollen zwischen der Hauptröhre und dem Abluftschacht, 27 Meter unter den Arlinger-Wiesen, 100 Meter vom nächsten Haus entfernt, riecht nach Schwefel, nach Silvesterfeuerwerk. Nur dass hier ein Millionen-Bauwerk entsteht, das die A8 mit der B 294 verbindet. Ende 2023 soll alles fertig sein. Mit einem Monat Verspätung hat man angefangen - und jetzt schon liegt man zwei Monate vor dem Plan.

Jetzt ist klar, was oben auf dem Feld zu hören war, in der Nähe des tiefen Lochs, elipsenförmig, sechs bis acht Meter im Durchmesser, die Wände mit Beton und Stahlnägeln gesichert: Emulsionssprengmittel, gezündet im Millisekundenbereich hintereinander. Drei Meter hoch und abgedichtet in der Art eines normalen Hauskamins, wird der Schacht über den Erdboden hinausgezogen werden. 

70.000 Kubikmeter Erde

Seit Oktober sind 15 bis 20 Arbeiter, Lastwagenfahrer eingeschlossen, im Ein-Schicht-Betrieb (im Tunnel malochen die Mineure rund um die Uhr in zwei Schichten) mit dem Bau des Südportals in offener Bauweise beschäftigt. Unentwegt schrauben sich Laster den schmalen Weg „Zum Lachenwäldle“ von der B 294 hinauf – dorthin, wo die Bagger bislang rund 20.000 Kubikmeter Erde abgetragen haben, und es werden etwa 50.000 weitere Kubikmeter folgen. Das Aushubmaterial wird hauptsächlich zum „Bernhardshäuleloch“ am Westrand der Wilferdinger Höhe abtransportiert.

Hunderte von Löchern hat seit Einrichtung der Baustelle unterm südlichen Arlinger der Spezialbagger in den Beton gebohrt, der den Hang stabilisiert, aus dem der Verkehr fließen soll. Ebensoviele Stahlanker, jeder zehn bis 14 Metern lang, wurden im Abstand von eineinhalb Metern gesetzt. Derzeit beißen die Bagger auf Fels. Es wird ernst. Nur zehn Meter ist die Kalotte der Hauptröhre vom Südportal entfernt – Mitte Dezember soll der Tunneldurchschlag erfolgen.

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