Immer mehr Menschen müssen wegen einer Covid-19-Erkrankung auf Intensivstationen behandelt werden. Weil nun wiederholt ein Schwellenwert überschritten wurde, kommt die Corona-Alarmstufe - mit weiteren Folgen für Ungeimpfte.
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Baden-Württemberg
2G in ganz Baden-Württemberg - Was die Corona-Alarmstufe bedeutet
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Stuttgart. Für viele Menschen an etlichen Orten in Baden-Württemberg heißt es ab diesem Mittwoch: «Bitte draußen bleiben». Mit der Corona-Alarmstufe setzt die Landesregierung in zahlreichen Bereichen des öffentlichen Lebens auf das sogenannte 2G-Modell - nur noch Geimpfte und Genesene dürfen in Restaurants und Kinos, Bäder und das Theater. Wer ungeimpft ist und nur einen Test vorweisen kann, bleibt außen vor. Was die Alarmstufe bedeutet, welche Ausnahmen es gibt und warum sie nicht ganz neu ist, wird nachstehend erläutert.

Was ist die Alarmstufe?

Wesentlicher Grund für die strengeren Vorgaben für Ungeimpfte ab diesem Mittwoch ist die angespannte Situation in den Krankenhäusern. Mit der letzten Eskalationsstufe der derzeit geltenden Corona-Verordnung möchte die Landesregierung diese Lage im Gesundheitswesen so gut wie möglich entspannen. Ein entscheidender Wert ist die Zahl der Intensivbetten, in denen Covid-Patientinnen und -Patienten behandelt werden. Ist bei der Intensivbettenbelegung an zwei Werktagen in Folge die Schwelle von 390 erreicht oder überschritten, gilt ab dem nächsten Tag die landesweite 2G-Regelung.

Was bedeutet das für mich?

Kommt drauf an, ob Sie geimpft sind oder nicht. Denn für viele Bereiche des öffentlichen Lebens ist in der Alarmstufe der Zugang nur noch für Geimpfte und Genesene erlaubt. Das gilt etwa fürs Kino, fürs Museum und auch fürs Schwimmbad oder für ein Fitnessstudio, fürs Theater und die Oper, Volkshochschulkurse und Musikschulen. Im Restaurant oder Café reicht in Innenräumen ein Test ebenfalls nicht mehr aus.

Und wo haben ungeimpfte Menschen in der Alarmstufe Zutritt?

Natürlich gibt es auch Ausnahmen, etwa für öffentliche Verkehrsmittel und Religionsveranstaltungen. Auch im Einzelhandel gilt in der Alarmstufe 3G ohne PCR-Test-Pflicht. Ausgenommen sind zudem Geschäfte der Grundversorgung wie Supermärkte sowie Märkte im Freien und Abhol- und Lieferangebote. Für die Übernachtung im Hotel müssen Ungeimpfte dagegen einen PCR-Test vorlegen. Auch beim Friseur oder im Nagelstudio gilt in der Alarmstufe 3G mit PCR-Test-Pflicht.

Welche Einschränkungen gibt es noch?

Die Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte werden weiter verschärft. Treffen sind in der Alarmstufe nur noch für einen Haushalt und eine weitere Person erlaubt. Ausgenommen sind davon Geimpfte, Genesene und Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Auch Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre werden nicht mitgezählt.

Was heißt das für die Weihnachtsmärkte?

Auch auf den in diesem Jahr wieder in einigen Städten angekündigten Märkten gilt nun zumindest zum Teil die 2G-Pflicht. Wer eine Bratwurst oder einen Glühwein möchte, braucht einen Impf- oder Genesenen-Nachweis. Für den reinen Warenverkauf soll das nicht nötig sein. Das heißt, auch ungeimpfte Personen können auf dem Weihnachtsmarkt einkaufen. Doch einige Städte setzen bei ihren Märkten direkt auf eine strenge 2G-Regel mit Einlasskontrollen.

Und die Gastronomie?

Auch dort gilt ab Mittwoch 2G, zumindest in den Innenräumen. Dann müssen die Beschäftigten in der Gastronomie kontrollieren, abweisen und wohl auch die ein oder andere Diskussion aushalten. Screenshots von Impfnachweisen werden nicht akzeptiert. Das Bier oder den Wein können Ungeimpfte draußen und unter dem Heizpilz trinken. Sie müssen einen negativen PCR-Test mit dabei haben, wie ein Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) sagte.

Und wann ist wieder Schluss mit den strengeren Regeln?

Damit die verschärften Corona-Maßnahmen außer Kraft treten, müssen die Schwellenwerte an fünf Werktagen in Folge unterschritten werden. Nach der Alarmstufe würden zunächst wieder die Regeln der Warnstufe gelten.

Geht Baden-Württemberg voraus mit der Entscheidung für 2G?

Nein, Sachsen nutzte als erstes Flächenland bereits umfassend 2G. Darüber wird heftig gemurrt, vor allem unter Gastwirten. Auch andere Länder, wie etwa Bayern, setzen inzwischen auf 2G für Bereiche wie Gaststätten und Hotels. Die Partner der anvisierten Ampel-Koalition im Bund planen, den Ländern je nach dem Infektionsgeschehen zu ermöglichen, 2G plus, 2G- und 3G-Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Bei 2G plus wäre der Eintritt nur für Geimpfte und Genesene gestattet, die zusätzlich getestet sind.

Gibt es Erfahrungen, ob die 2G-Regel etwas bringt?

Ja, eine Begleiterscheinung ist bereits zu beobachten: Die Impfzahlen gehen hoch - selbst in Sachsen, dem Bundesland, das bisher die niedrigste Impfquote Deutschlands vorweist. In Baden-Württemberg steigt die Nachfrage auch, die Schlangen vor den Impfbussen sind lang. Auch in Berlin, Niedersachsen oder Mecklenburg-Vorpommern nimmt das Interesse an Impfungen zu.

Gibt es auch kritische Stimmen zur neuen Regel?

Natürlich. 2G gebe eine «Scheinsicherheit», kritisierte zum Beispiel der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit im Deutschlandfunk. Auch Geimpfte könnten sich infizieren und das Virus übertragen - wenn auch seltener als Ungeimpfte. Wirkliche Sicherheit gäben nur Tests. Auch der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow, der in seinem Bundesland ähnlich dramatische Corona-Zahlen hat wie Sachsen, ist auf Distanz zu 2G. Sein Argument: Wer soll das alles kontrollieren? Und was nützen Regeln, die niemand überwacht?

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