In diesen VW Bus hatte ein 51-Jähriger einen 10-jährigen Jungen gezogen, der von Straßenarbeitern befreit wurde. Die Polizei bittet um Hinweise zu dem Fahrzeug.
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Baden-Württemberg
Polizei klärt Fake-News zu versuchter Kindesentführung auf - Hinweise zu VW Bus gesucht
  • Thomas Kurtz

Böblingen. Es war nicht anders zu erwarten: In der Gerüchteküche der Sozialen Medien brodelt es heftig. Kein Wunder, ist doch die Verhaftung eines mutmaßlichen 51-jährigen Sexualverbrechers in am vergangenen Mittwoch in Böblingen, der offenbar auf frischer Tat ertappt wurde, ein spektakuläres Ereignis, das Urängste von Eltern und Kindern weckt und selbst für einen langjährigen Polizeisprecher einen Ausnahmefall darstellt. Und leider ist es auch kein Wunder, dass jeder, der nicht wirklich mit dem Fall befasst ist, plötzlich zum Experten wird und blindlings alle möglichen und nicht bestätigen Details nebst eigenen Schon-mal-irgendwo-gehört-Geschichten teilt und anderswo kommentiert.

Reaktion auf Social-Media-Exzesse

Das haben nun auch die Staatsanwaltschaft Stuttgart und das Polizeipräsidium Ludwigsburg zum Anlass genommen, eine Presseerklärung zu schreiben, in der auf solche Social-Media-Exzesse hingewiesen wird. „Der Vorfall hat verständlicherweise große Betroffenheit in der Öffentlichkeit ausgelöst. Gerade Schulkinder und Eltern sind seitdem teilweise stark verunsichert. Das Polizeipräsidium Ludwigsburg steht daher in engem Kontakt mit den Schulen, um Maßnahmen der Schulsozialarbeit durch polizeiliche Präventionsarbeit zu unterstützen. Parallel dazu laufen die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft in alle Richtungen weiter“, erklären Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium.

Und dann wird die Mitteilung konkreter: „Leider kursieren insbesondere in den sozialen Medien, in Chatgruppen oder Foren mehr und mehr Gerüchte und Falschmeldungen zu dem eigentlichen Geschehen. Solche Meldungen helfen niemandem. Sie belasten teilweise ohnehin schon besorgte Personen zusätzlich und erschweren die Arbeit der Ermittlerinnen und Ermittler. Polizei und Staatsanwaltschaft bitten daher eindringlich darum: Beteiligen Sie sich nicht an irgendwelchen haltlosen Spekulationen und unterstützen sie die Verbreitung von Gerüchten nicht.“ Die große Bitte der Ermittler: „Andere Informationen aus nicht bestätigten Quellen sollten grundsätzlich mit Vorsicht behandelt und kritisch hinterfragt werden.“

Fake-News aufgeklärt

Was aber genau ist zum Ärgernis für die Beamten geworden? Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium listen auf: „Es trifft nicht zu, dass der 51-jährige Tatverdächtige sich wieder auf freiem Fuß befindet. Er wurde richterlich in einem Krankenhaus untergebracht und kann nur nach Entscheidung eines Gerichts wieder entlassen werden. Es handelt sich hierbei um eine strafprozessuale Unterbringung, die mit einer Untersuchungshaft vergleichbar ist.“

In etlichen Posts ist davon zu lesen, dass die Helfer, die den Jungen aus dem Auto des Tatverdächtigen befreit haben, mit juristischen Problemen zu rechnen haben. „Es ist nicht richtig, dass Zeugen, die dem zehnjährigen Jungen zu Hilfe gekommen waren, selbst wegen Körperverletzung angezeigt wurden“, klärt die Pressemitteilung der Ermittler auf.

Und über angebliche Mittäter oder eine großen Kinderschänder-Ring liegen aktuell offenbar keine Hinweise vor. „Es gab keine weiteren polizeilichen Einsatzmaßnahmen oder Festnahmen in dem zu Grunde liegenden Sachverhalt, weder in Böblingen noch in umliegenden Gemeinden im Landkreis“, stellen Staatsanwaltschaft oder Polizeipräsidium klar.

Hinweise zu VW-Bus gesuch

Die Ermittlungen zur Motivlage laufen nach wie vor. In diesem Zuge sucht die Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Ludwigsburg Zeugen, die sachdienliche Hinweise zu dem VW Bus geben können, mit dem der Tatverdächtige auch am Mittwoch in Böblingen unterwegs war. Es handelt sich um einen dunkelgrauen VW Bus mit Leonberger LEO-Zulassung. Auffällig sind die hinteren Scheiben des Fahrzeugs, die von innen mit silbernen Matten zugeklebt sind. Zudem verfügt das Fahrzeug über eine Anhängerkupplung und eine Schiebetür auf der rechten Seite.

Konkret sucht die Kriminalpolizei Personen, die das oben abgebildete Fahrzeug vor dem 25. Oktober 2023 gesehen haben. Für Hinweise steht die Polizei telefonisch unter 0800 1100225 oder per E-Mail an hinweise.kripo.boeblingen@polizei.bwl.de zur Verfügung.

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