Eindrucksvolles Instrument, mitreißendes Spiel: Richard Röbel. Molnar
Kultur
Pianist Richard Röbel gastiert mit Sonaten für Hammerflügel im Kurhaus Schömberg
  • Anita Molnar

Solch ein edles Prachtstück ist bei Konzerten selten zu sehen – ein Hammerflügel von 1853. Sowohl optisch als auch klanglich ist die Leihgabe von Tobias Bonz wie geschaffen für das Kurhaus Schömberg. Aber auch für den Pianisten Richard Röbel, der nach seinem Studium an der Musikhochschule Dresden noch historische Tasteninstrumente an der Musikhochschule Trossingen studierte und sich seither intensiv mit dem Repertoire für Hammerflügel beschäftigt.

Bei der Konzertreihe „Beethoven plus“ spielt der mit Förderstipendien und -preisen ausgezeichnete Pianist Sonaten von Wolfgang Amadeus Mozart, Anton Eberl, Ludwig van Beethoven und Johann Ludwig Dussek – Werke von Komponisten der Wiener Klassik also, bei denen sich teilweise der Übergang zur Romantik abzeichnet. Dass sich an diesem verschneiten Sonntagabend nur etwa 30 Zuhörer ins Kurhaus aufgemacht haben, ist schade. Denn Röbel lässt das Publikum ganz in die feine Klangwelt des Flügels eintauchen, genießt geradezu jeden Ton.

Dies ist bei Mozarts leicht, subtil und mit einem Lächeln vorgetragener Klaviersonate Nr. 15 F-Dur zu erkennen – insbesondere im zweiten Satz. Das Nachdenklich-Sinnende lässt der 30-Jährige mit viel Pedal verschwimmen.

Ähnlich wirkt die Versunkenheit beim Adagio molte espressivo der letzten großen Klaviersonate g-Moll op. 39 von Eberl, der wie Mozart in Wien wirkte und früh starb. Mühelos spielt Röbel, der auch in Trossingen lehrt, über Kreuz, führt traumhafte Triller und Läufe aus. Mehr Spannkraft zeigt er in den Ecksätzen, nimmt sich aber bewusst viel Zeit für die sinnlich-langsamen Stellen. Eine gelungene Interpretation, die das umfangreiche Programm jedoch noch weiter ausdehnt. Zu lang scheint der über zweistündige Klavierabend manchem unruhigen Zuhörer zu sein.

Dabei ist es im zweiten Teil deutlich leidenschaftlicher und klangfüllender – bei der vorwärtsdrängenden und kühnen Élégie harmonique (Sonate op. 61) von Dussek, der das Werk 1806 nach dem Tod seines Patrons Prinz Ferdinand von Preußen schrieb. Kontrastvoll und temporeich ist vor allem der dritte Satz.

Von Beethoven erklingt zum Abschluss die „Waldstein-Sonate“ in C-Dur, bei der der gebürtige Chemnitzer sein Sprudelwerk der Finger virtuos zum Einsatz bringt. Im Kopfsatz etwa mit seinen Akkordrepetitionen, bei dem das zarte Seitenthema zur weichen Wohlfühloase wird. Passend dazu präsentiert der Pianist noch das Andante favori von Beethoven, das ursprünglich als zweiter Satz der Waldstein-Sonate vorgesehen war, sich dann aber als Einzelstück erfreute. Ein langer, intensiver Abend, der keiner weiteren Zugabe bedarf.

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